Ein Parabel aus dem Neugriechischen von Nikolaos Fotiadis
Es ist ein trüber Tag in einer kleinen griechischen Stadt. Es regnet
und alle Straßen sind wie leergefegt. Die Zeiten sind schlecht, jeder
hat Schulden und alle leben auf Pump. An diesem Tag fährt ein reicher
deutscher Tourist durch die griechische Stadt und hält bei einem kleinen
Hotel.
Er sagt dem Eigentümer, dass er sich gerne die Zimmer anschauen
möchte, um vielleicht eines für eine Übernachtung zu mieten und legt
als Kaution einen 100 Euro Schein auf den Tresen. Der Eigentümer gibt
ihm einige Schlüssel.
1. Als der Besucher die Treppe hinauf ist, nimmt der Hotelier
den Geldschein, rennt zu seinem Nachbarn, dem Metzger und bezahlt
seine Schulden.
2. Der Metzger nimmt die 100 Euro, läuft die Straße runter und bezahlt den Bauern.
3. Der Bauer nimmt die 100 Euro und bezahlt seine Rechnung beim Genossenschaftslager.
4. Der Mann dort nimmt den 100 Euro Schein, rennt zur Kneipe und bezahlt seine Getränkerechnung.
5. Der Wirt schiebt den Schein zu einer an der Theke
sitzenden Prostituierten, die auch harte Zeiten hinter sich hat und dem
Wirt einige Gefälligkeiten auf Kredit gegeben hatte.
6. Die Hure rennt zum Hotel und bezahlt ihre ausstehende Zimmerrechnung mit den 100 Euro.
7. Der Hotelier legt den Schein wieder zurück auf den Tresen. In diesem
Moment kommt der Reisende die Treppe herunter, nimmt seinen Geldschein
und meint, dass ihm keines der Zimmer gefällt und er verlässt die Stadt.
Niemand produzierte etwas.
Niemand verdiente etwas.
Alle Beteiligten sind ihre Schulden los und schauen mit großem Optimismus in die Zukunft.
So, jetzt wisst Ihr Bescheid. So einfach funktioniert das EU Rettungspaket.