Was für eine Schönheit!

  • Kennst Du das? Nein, ich muss heute im Zuge des Gender- und Sexismus- Wahn etwas weiter ausholen: Ich gehe also davon aus, Du bist Mann, Frau, oder irgendetwas dazwischen. Jedenfalls stehst Du auf Menschen, mit weiblichen Attributen, meinetwegen auch dann, wenn sie einen Penis zwischen den Beinen tragen. Also zumindest mir geht es so, dass mich bei einem attraktiven Menschen mit überwiegend weiblichen Attributen ein Penis überhaupt nicht stören würde; vielleicht sogar eher im Gegenteil. Ich muss gestehen, dass ich bisher so einen Menschen leider nicht kennengelernt habe. ;(


    Aber zurück zur Ausgangssituation: Also, Du siehst so jemanden und was denkst Du? Vielleicht „Ah, ja, eine junge Frau. Nett.“ Was heißt das tatsächlich: Sie ist jung, liegt vom BMI unter 39, hat ein halbwegs symmetrisches Gesicht, sieht also nicht unbedingt wie Frankenstein oder Onkel Fester von der Addams- Family aus. Und wer weiß? Vielleicht bräuchte man nicht einmal ein paar Bierchen, um sie als mögliche Austrägerin der eigenen Brut in Frage kommen zu lassen. Eben eine nette Erscheinung, bei der man sicher nicht abgeneigt wäre, sollte sich die Gelegenheit ergeben.


    Dann kennst Du sicher auch die Situation, wo Du einen Menschen siehst und in dem Moment gibt es unter der Schädelplatte nur eine kurze, dumpfe Explosion, die die Augäpfel ein wenig aus ihren angestammten Höhlen treiben, Dich den Mund zum Druckausgleich öffnen lassen und allenfalls so etwas wie ein „WOW!“ von Deinen Stimmbändern sich zu lösen in der Lage ist.


    Der normale Mann fängt für gewöhnlich an dieser Stelle an zu sabbern und dämlich zu grinsen, da einem geöffneten Ventil gleich sämtliche Blutreserven in die unteren Körperregionen umgeleitet werden. Gewisse Schwellkörper machen ihrem Namen alle Ehre und das Gehirn verblasst aufgrund der Unterversorgung, fährt also sozusagen nur mit einem Notprogramm, was der Steuerung der Augen und der Aufrechterhaltung des aufrechten Ganges dienen.


    Darunter leidet dann auch ein wenig der Realitätsbezug und man(n) ist so durchaus der Ansicht, dass dieses engelsgleiche, wunderschöne Geschöpf, diese Elfe ohne Flügel mit den unglaublich langen Beinen nur darauf wartet, sich mit einem Pavian oder einem Hobbit zu paaren. Die letzten Kommandos der grauen Gehirnsülze lauten daher auch: Brust raus! Bauch einziehen! Schulter hochziehen und mit kräftigen Trommelgeräuschen auf den Brustkorb klar machen, wer hier der Chef ist und über den zweifellos geilsten Gen- Satz verfügt. Und das in der Hoffnung, dann folgenden Satz zu vernehmen: „Oh bist du stark, du großer, großer Goliath! Soll ich dir einen runterholen?


    Wie gesagt, der Realitätsbezug leidet ein wenig… „Äh, ich, äh, ich meine Du, wir, bist, äh, hättest du Lust, ich, äh… ich bin der, äh, Klaus, Klaus…oder so...“ Frauen kennen diese sinnlose Aneinanderreihung von Konsonanten und Wörtern schon und sind auch in der Lage, dieses Gestammel weitestgehend zu deuten. Zumindest können sie dies besser, als der Verursacher der Geräusche.


    Joh! Jetzt will er mich am liebsten ficken!“


    Aus eigener Anschauung muss ich aber auch zugeben, dass die Herausstellung der eigenen, intellektuellen Fähigkeiten und Fertigkeiten in den meisten Fällen auch nicht gerade zielführend ist: Als ich ein einleitendes Gespräch über Chemolumineszenz unter Einsatz von Formaldehyd und Hexamethylenteramin führen wollte, wurde dies nur mit Verständnislosigkeit gestraft. Ich versucht es dann noch einmal mit einer Diskussion über den Satz des Fermat, gab aber nach einem deutlichen „Hä?“ auf. Ich dachte noch so: Na ja, Naturwissenschaften sind nun mal nicht jedermanns / jederfraus Sache. Neuer Versuch: „Konichwa, watashi no namae wa Helmut desu!“ "???" Nein, auf einem neusprachlich- humanistischem Gymnasium war sie offensichtlich auch nicht. Damit war die Chance vertan und die hohen Wangenknochen wandten sich ab. >seufz<


    Es ist manchmal aber auch wirklich schwer, oder? Und ausgerechnet dann, wenn man einer Frau begegnet, mit der man sich in den nächsten 20 Jahren ohne Unterbrechung nur noch paaren möchte, versagt alles, was man einmal gelernt – oder sich für solche Fälle zurechtgelegt hat.


    Ich rede also von einer weiblichen, absoluten Schönheit!


    Gibt es so etwas überhaupt? Oh ja! Es sind sicher nicht viele Menschen, auf die solche Attribute zutreffend sind, aber jeder erkennt sie, wenn sie vor einem steht.


    Was aber ist Schönheit?


    Ich fürchte, da müssen wir wieder einmal ein wenig in die Vergangenheit schauen.


    Der Begriff der Schönheit hängt ganz eng mit dem berühmten, ersten Eindruck zusammen. Dieser erste Eindruck versetzt uns auch heute noch in die Lage, Situationen und möglicherweise damit verbundene Gefahren möglichst schnell zu erkennen bzw. wahrzunehmen. Der geschulte Blick unserer Vorfahren ermöglichte es ihnen schließlich auch, schnell zu erkennen, ob eine potentielle Mutter meiner Kinder gesund ist und damit überhaupt in der Lage sein wird, gesunden Nachwuchs auf die Welt zu bringen.


    An der Funktionsweise des ersten Eindrucks hat sich bis heute nicht viel verändert; wir sind immer noch mit dem gleichen Verhaltensprogramm ausgestattet, wie unsere Vorfahren vor meinetwegen 40.000 Jahren. Probleme ändern sich natürlich, wenn es – wie heute - z.B. keine Smilodons als Gefahrenquellen mehr gibt. Auch achte ich bei einer potentiellen Partnerin weniger darauf, dass sie einen möglichst dicken Bauch hat, um bei einer Hungersnot sich trotzdem noch um den gemeinsamen Nachwuchs kümmern zu können. Wie gesagt, die Anforderungen ändern sich mit der Zeit.


    Und heute interessieren mich mehr die ebenmäßigen Gesichtszüge, also das Verhältnis zueinander von Augen, Nase, Mund, Kopflänge und Kopfbreite, die dem berühmten „goldenen Schnitt“ entsprechen sollten. Nein, dies hat ausnahmsweise nichts mit Urin zu tun! Heute interessiert mehr die Höhe der Wangenknochen, der Farbton und die Feinporigkeit der Haut, Brust, Hüfte, Po, Beine und das vermutliche Kampfgewicht. Wenn dann noch die Stimme sympathisch ist und die Pheromone (die Geruchsstoffe, die wir nur unbewusst wahrnehmen können) stimmen, dann macht es eben Peng!


    All das benötigt der Mensch, um Schönheit z.B. auch in der Kunst überhaupt wahrzunehmen und bewerten zu können. Daraus hat sich dann erst im Laufe der Generationen so etwas wie ein geschultes Auge für Kunst und Schönheit entwickelt, losgelöst von der Notwendigkeit der Fortpflanzung. Also ist es in meinen Augen das natürlichste der Welt, wenn zwei der wichtigsten Fähigkeiten die der Fortpflanzung dienen, zusammenspielen: Das Erkennen von Schönheit (= Platzhalter für Gesundheit) und das Erkennen eines potentiell geeigneten Geschlechtspartners! (Natürlich sehr stark vereinfacht!)


    Schönheit ist in meinen Augen wie Kunst: Ein schönes Bild fesselt mich sofort und man ist sofort begeistert. „Haben will!“ Durchzuckt es mich dann oft- bis ich den Preis höre. Nun ja, manchmal folgt die Ernüchterung auf dem Fuß- so wie mir dies ja auch im Zwischenmenschlichen oft passiert ist… Wenn diese spontane Begeisterung bei einem Bild nicht eintritt, dann ist es mir auch völlig egal, wie bedeutend der Maler ist oder welchen Wert das Kunstwerk repräsentiert. Es interessiert mich nicht mehr! Und auch bei längerer Betrachtung und intensivsten Erläuterungen wird sich an meiner Einstellung zu dem Bild nichts mehr ändern.


    So geht es mir auch bei der Schönheit einer Frau: Entweder bin ich Feuer und Flamme innerhalb von Sekundenbruchteilen, oder es ist eben eine bekannte oder unbekannte weibliche Person und wird dies auch immer bleiben. Wobei es sich durchaus auch um eine attraktive Frau handeln kann! Aber es fehlt eben diese Initialzündung, die bei mir sofort zu einem Hormonsturz mit den oben genannten Folgen führt. Natürlich gibt es auch hier nicht nur schön, und nicht schön, sondern eine große Bandbreite mit fließenden Übergängen. Liebe auf den zweiten Blick? Halte ich für Blödsinn. Auf den zweiten Blick spielen in der Regel andere Fragen oder Entscheidungsgrundlagen eine Rolle.


    Ich habe oft versucht herauszufinden, was es denn nun eigentlich ist, was mich eine Frau, die ich gerade zum ersten Mal sehe, sofort als attraktiv und sexy einzustufen veranlasst. Aber so oft ich dies versucht habe zu analysieren, es ist mir immer nur sehr unvollkommen gelungen. Und dass, obwohl ich mit der Materie mehr als nur peripher vertraut bin. Ich bin davon überzeugt, dass es sich hierbei um einen der kompliziertesten Prozesse handelt, die in unserem Stammhirn ablaufen! Einige Faktoren erscheinen mir zwangsläufig und schlüssig zu sein, andere bleiben wohl verborgen: Ebenmäßigkeit und Symmetrie der Gesichtszüge spielen eine Rolle, eine gewisse Fremdartigkeit, die wir ja unbewusst immer bestrebt sind, zu finden, damit unsere Gen- Sätze nicht zu ähnlich sind und wir uns nicht versehentlich mit Verwandten verpaaren (hier spielen daher auch die bereits erwähnten Pheromone eine entscheidende Rolle), die Proportionen (hier beginnen aber auch schon die individuellen Unterschiede zu greifen, die den einen auf dicke Brüste oder gar Milchkannen stehen lassen und den anderen eher auf eine knabenhafte Gestalt).


    Gestik, Mimik und Stimme könnte man noch erwähnen. Aber an all den erwähnten Kriterien lässt sich nicht erklären, wie der Entscheidungsprozess in unserem Kopf innerhalb von einer Sekunde oder gar Sekundenbruchteilen alle Berechnungen abgeschlossen hat und zu dem eindeutigen Ergebnis kommt: „Wow! Sexy! Gefällt mir sehr!“ Oder eben: „Ah ja, eine Frau...“


    Wie bereits eingangs geschrieben, argumentiere ich hier aus der Sicht eines Mannes. Natürlich ließe sich der gesamte Text – mit marginalen Änderungen - auch auf die Sichtweise einer Frau drehen. Ich habe mir aber eben erlaubt aus der Sicht eines Mannes zu schreiben, da ich mich selbst als ein solcher empfinde und auch bezeichnen würde. Zumindest ist es bis heute noch niemandem gelungen, mich vom Gegenteil zu überzeugen. Und auch die Tatsache, dass ich eingangs offen zugegeben habe, kein Problem damit zu haben, einen Penis in den Mund zu nehmen, wenn der Rest, der an dem Penis dranhängt, wie eine attraktive Frau aussieht, ändert nichts an dieser Grundeinstellung. By the way: Jeder Mann verfügt auch über einen weiblichen Part, der eben nur eine unterschiedlich starke Ausprägung haben kann. Aber damit müssen wir XY- Chromosomengeschädigten eben leben, ob es unserem Männlichkeitswahn gefällt, oder eben nicht! 😊

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  • Das mit der Schönheit ist ja ganz schön.Aber ob eine Person interessant ist, da ist Schönheit nur ein Attribut unter vielleicht vielen.Und sogar das, was eine Person interessant macht muss nicht notwendigerweise positiv besetzt sein.

    Ein „angenehmes Äusseres“ ist oftmals nur ein Trigger, der dazu führt, sich intensiver mit jemanden zu befassen.Und vielleicht noch eine Vielzahl von Eigenschaften zu entdecken.Angenehme, belanglose ,aber auch solche, die einem nicht so zusagen.Um es mal vorsichtig auszudrücken.

    Hin zu kommt das Wichtigste.Eine Person, ob nun mit Schönheit gesegnet,oder vielleicht auch nicht, muss einem auch die Chance eröffnen hinter der Person auch die Persönlichkeit wenigstens zu erahnen.

  • Sic!

    Du hast natürlich Recht. Das, was ich da geschrieben habe, ist nur ein sehr, sehr grober Abriss dessen, was eine Rolle spielt und es tangiert das Thema auch mehr auf Unterhaltungsebene.


    Was der Auslöser oder der Trigger bei dem Einzelnen ist, ist - Gott sei Dank! - bei jedem Menschen unterschiedlich. Und über die Persönlichkeit ist - wie Du richtig festgestellt hast - damit noch überhaupt nichts ausgesagt! Auch nicht darüber, dass es ja auch Menschen gibt, die auf BMI von 39 und mehr stehen, oder auf z.B. deutlich ältere Menschen oder sonstige, morphologische Besonderheiten- und diese trotzdem als schön empfinden.


    Diesen Aspekt zu berücksichtigen war aber auch nicht meine Absicht. Das Gesamtthema ist viel zu umfangreich, als das es sich auch nur andeutungsweise in so einem "Pamphlet" erfassen oder erläutern ließe. "Interessant" finde ich z.B. auch Arachnoiden und Wildtierkrankheiten. "Schön" empfinde ich trotzdem weder das eine, noch das andere! ;)


    Daher auch der recht einseitig gewählte Titel, um quasi das Vergrößerungsglas nur einmal kurz auf diesen Teilaspekt zu richten. Ich beschäftige mich schon seit vielen Jahren mit der Thematik, auch z.B. durch PET- Analysen, um herauszubekommen, was da in dem Moment in unserem Oberstübchen so alles abläuft. Die Möglichkeiten und die Techniken, die da zur Verfügung stehen, werden in den letzten Jahren immer besser. Das Problem ist aber das gleiche geblieben: Wie interpretiert man die zur Verfügung stehenden Daten? Und da gehen - wie sollte es auch anders sein - die Meinungen stark auseinander.


    Insofern noch einmal Danke für Deinen wichtigen Einwand!