Die Welt ist kaputt

  • Ich bin zwar im richtigem Alter um graue Haare zu bekommen, aber in letzter Zeit wird es mir zu viel.
    Die Welt ist kaputt und braucht dringend Hilfe, sonst fliegt uns hier ganz schnell alles um die Ohren.


    Ich kann mich mit meinen 45 Jahren nicht erinnern, wann es mal so ein Chaos auf der Welt gab.


    In Europa gibt es Tendenzen die gute Idee einer Gemeinschaft zu verwerfen. Ich kann mich aber an keine Zeit erinnern, in der wir Europäer so friedliche und beschwerdefrei leben konnten.
    Die Schere zwischen links und rechts war nie so offen und spaltet die Bürger. Anscheinend kann man nur mit Populismus noch Punkten, denken die Parteien. Das gilt für Linke, die bei vielen Problem der Realität konsequent die Augen verschließen genauso für die Rechten, die Ihre neuen/alten Platten auflegen und Protektionismus predigen.


    Können wir nicht einfach dafür sorgen, das wir alle gut zurecht kommen und die echten Probleme der Welt angehen?
    Uns geht es doch gut, oder nicht?


    Ich werde diesen Faden in den nächsten Wochen immer mal wieder ergänzen um meine salzigen Chipsfinger in offene Wunden zu legen.


    Zum Start mal folgendes Video, wer das erträgt ohne Pipi in den Augen zu haben braucht nicht antworten.


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    Das ist wirklich eine gute Veranstaltung. Der Jugend gehört die Zukunft und die jungen Leute sollten viel mehr über diese entscheiden.


    https://www.oneyoungworld.com/about-us

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  • Leider ist es so! Dass die Welt langsam vor die Hunde geht, das Gefühl hab ich schon etwas länger. Eine Erklärung dafür hab ich nicht – aber zwei mögliche.



    Der Jugend gehört die Zukunft

    Das stimmt – und da fängt das Problem schon an. Ich glaube, unpolitischer (von mir aus auch ignoranter) als heute war die Jugend noch nie – Tendenz: steigend. Wenn ich mir einen Großteil der heutigen Jugend ansehe, dann graust es mir vor der Zukunft!
    Um es plakativ auszudrücken: eine Generation von hirngewaschenen Idioten, deren einziges Interesse unreflektierter Konsum ist, die am liebsten Party machen, sich kaum noch schriftlich akzeptabel ausdrücken können und die sich am ehesten für Dschungelkönige, nächste Top-Models und Deutsche Superstars interessieren. Die eine Hälfte will später Hartz4 machen, die andere wird Superstar oder Supermodel.


    Was ist aus der Friedens- und Umweltbewegung geworden, die vor Jahrzehnten auf die Straße gegangen ist und die Demonstrationen mit 500.000 Leuten zustande gebracht hat? OK, die Friedensbewegung hat sich mit dem Ende des Kalten Krieges erledigt, aber es scheint für die jüngeren Menschen heutzutage nichts mehr zu geben, für dass es sich zu demonstrieren lohnt – außer der »Islamisierung des Abendlandes«.
    Ich gebe zu – gegen TTIP und CETA waren auch einige hunderttausend auf der Straße. Aber sonst scheint kaum jemand an den derzeitigen Zuständen – Kapitalismus, Alters-Armut, Kinder-Armut, marode Schulen, Zustände im Gesundheitswesen (Altenheime), Klimaerwärmung, Schere zwischen arm und reich – irgendwas auszusetzen zu haben. Oder sich auch nur dafür zu interessieren.
    Hauptsache, man kann sich bei H&M und Primark wöchentlich billigst-Klamotten aus Kinderarbeit und jährlich ein neues Telefon kaufen.


    Die Schere zwischen links und rechts war nie so offen und spaltet die Bürger.

    Zwischen links und rechts? Um mal ein bekanntes Zitat zu benutzen:
    »Die Grenze verläuft nicht zwischen den Völkern, sondern zwischen oben und unten«


    Die wirkliche Spaltung der Gesellschaft ist eine senkrechte (oben/unten), keine waagerechte (links/rechts). Linke und Rechte unterscheiden sich letztlich nur darin, wem sie die Schuld an den eigenen unbefriedigenden Verhältnissen geben:
    Linke geben sie dem System (Kapitalismus), Rechte geben sie Minderheiten (Ausländer, Flüchtlinge, »Sozialschmarotzer«, notfalls auch dem Sytsem). Es ist für die Oberschicht – die »Mächtigen« – natürlich sehr bequem, wenn sich die unteren Schichten untereinander bekämpfen statt gemeinsam den wirklichen Feind.



    Was nun die möglichen Gründe für den aktuellen Zustand der Welt angeht: meine Theorien scheinen gegensätzlich. Wahrscheinlich liegt die Wahrheit irgendwo in der Mitte.


    Theorie 1: Den Menschen geht es zu gut
    Wir hatten seit 70 Jahren keinen Krieg mehr in Europa (von Jugoslawien abgesehen). Und inzwischen hat kaum noch jemand lebende Verwandte die ihn (den 2. Weltkrieg) miterlebt haben. In meiner Kindheit hatte jeder eine Oma oder einen Opa, der vom Krieg erzählt hat. Es gab also zumindest theoretisch ständige Mahner für den Frieden und gegen totalitäre Systeme. Der Kalte Krieg und die Existenz der DDR waren weitere permanente Erinnerungen an die Folgen von Hitler, Stalin und Co.
    Heute haben Jugendliche nichtmal mehr die DDR (bewusst) miterlebt und sind in eine »glückliche und heile Konsumwelt« geboren worden in der der Kapitalismus alternativlos ist und wo alles im Überfluss vorhanden ist – wenn man es sich leisten kann. Eine andere Wirtschaftsform die als »abschreckendes Beispiel« dienen – und über die man sich moralisch empören – kann wie die DDR, gibt es nicht mehr. Es bleibt nur noch Nord-Korea als Reich des Bösen – aber das ist zu weit, als dass hier jemand Kim Jong-un als wirkliche Bedrohnung wahrnehmen würde.


    Wer nix als Frieden, Konsum und Sattheit kennt, hat natürlich wenig Grund für eine Veränderung auf die Straße zu gehen oder sich überhaupt für irgendwas zu engagieren. »Ist ja alles so schön bunt hier!«
    Dass sich diejenigen, die weder Konsum noch Sattheit kennen, nicht mit Politik, den Zuständen und den Ursachen beschäftigen, dafür sorgen die Mächtigen mithilfe der Medien.
    Kurz: den Menschen geht es zu gut, als dass sie die Gefahr erkennen, die von Populisten und Seelenfängern ausgeht.


    Als »Beweis« für die heutige Ignoranz:
    Als 1987 in der BRD eine Volkszählung durchgeführt werden sollte, ging ein Aufschrei der Empörung durch das Land, es gab Proteste und Boykott-Aufrufe.
    Wen juckt heute die Abhörerei des NSA? Frau Merkel sagt »Abhören unter Freunden, das geht gar nicht« und damit hat sie es den USA mal so richtig gezeigt! Die meisten Menschen hier haben sich mit »ich hab ja nichts zu verbergen« und einem Schulterzucken damit abgefunden. Unpolitischer geht es nicht mehr.



    Theorie 2: Den Menschen geht es zu schlecht
    Eine Bekannte von mir gibt in Schulen »Glücks-Unterricht«, sie bringt Schülern bei, wie man glücklich ist. Ich gönne ihr den Job, aber ich widerspreche ihr absolut im Sinn dieser Arbeit. In meinen Augen verbreitet sie eine Gehirnwäsche: statt die Zustände so zu ändern, dass die Menschen einen Grund haben glücklich zu sein, sollen sie in ihren prikären Verhältnissen auch noch glauben glücklich zu sein.
    Sie sagt, nur glückliche Menschen würden die Energie aufbringen etwas zu verändern. Ich behaupte, wer glüclich ist (oder glaubt es zu sein), hat überhaupt keinen Grund etwas zu ändern.


    Wer mit Ach und Krach sein Leben meistert – mit Überstunden und/oder Nebenjob damit das Geld reicht – hat verständlicherweise keine Energie (oder Lust) mehr, sich abends oder am Wochenende mit komplizierten politischen Zusammenhängen zu beschäftigen. Glotze an.Hirn aus! Die Menschen werden durch Arbeit vom Denken und Aufbegehren abgehalten. Warum werden jedes Jahr in Deutschland fast zwei Milliarden (!) Überstunden geleistet, statt die Arbeit auf mehr Menschen zu verteilen?


    Wer andererseits in armen Verhältnissen lebt weil er meistens aus armen Verhältnissen kommt, hat entweder nie gelernt etwas zu hinterfragen oder hat schlimmstenfalls nicht die Fähigkeit zu selbständigem und kritischem Denken.
    Und natürlich fallen solche Menschen leicht auf die simplen Botschaften von rechts herein: »Die sind schuld, dass es dir schlecht geht! – die Ausländer, Flüchtlinge, Migranten, Sozialschmatotzer, der Islam!«
    Vor allem ist es naturgemäß verlockender, den Feind in Schwächeren zu sehen, als in Stärkeren – der Politik und Wirtschaft – bzw. es ist leichter, sich mit schwächeren anzulegen als mit stärkeren.





    Vor einigen Jahren lag ich mit einem Mädel im Bett und im Radio lief »San Francisco« von Scott McKenzie. In dem Moment ist mir klar geworden, wie sehr sich die Welt gegenüber damals verändert hat: Mit der FlowerPower- und Hippie-Bewegung gab es Millionen – eine ganze Generation – welche die Welt zum besseren verändern wollte, Liebe und Frieden propagierte und den Vietnam-Krieg beendete weil der Rückhalt in der Bevölkerung wegfiel. Diese Menschen hatten Ideale, Ambitionen, Hoffnungen – was haben sie heute?
    Man darf natürlich nicht vergessen, dass der Grund für das alles vermutlich der Kalte Krieg und die tägliche Möglichkeit eines atomaren Holocaust war.
    Heute haben wir Frieden den meisten geht alles am Arsch vorbei.


    Vielleicht befinden wir uns grade wieder auf dem Weg zum nächsten Abgrund. Wenn ich mir die aktuelle Lage ansehe (Trump, Putin, Erdogan, Orban, Kaczynski, LePen, Wilders, Petri & Co), kann man nur Angst kriegen.



    »Wer die Vergangenheit nicht kennt, ist dazu verdammt sie zu wiederholen«
    George Santayana



    »Es ist geschehen, und folglich kann es wieder geschehen.«
    Primo Levi




    P.S. von dem Nordkoreanischen Mädchen versteh ich leider nur die Hälfte mit meinem Schulenglisch und ihrem Akzent.

    2 Mal editiert, zuletzt von Libido_Berlin ()

  • Mir fällt da das alte Sprichwort ein:
    "Wenn es dem Esel zu gut geht, dann geht er aufs Eis."


    Das es den Leuten in Deutschland schlecht geht, halte ich für ein Gerücht. Arbeitslosenzahlen, Haushaltsdefizite, Wirtschaftswachstum ... fast alle Wohlstandsindizes schlagen nach oben aus.


    Viele von denen, die da schreien, dass bestimmte Politiker wegmüssen, haben doch gar keine schlimmen Zeiten erlebt, wobei Ostdeutschland wiederum anders als Westdeutschland sein mag.


    Aber noch hat eine Mitte, vertreten durch die Politik einer großen Koalition, die Mehrheit, jedenfalls in Deutschland. Ich hoffe, dass die so bleibt.

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