Nacktfahrt nach München

  • Nein, ich habe mich nicht verschrieben! Ich hatte schon einmal erwähnt, dass ich zu München eine ganz besondere Beziehung im Laufe der Jahre entwickelt habe. Eine Frau, zu der ich auch heute noch Kontakt habe, ist dafür in einem ganz besonderem Maße verantwortlich. Sie ist auch heute noch Architektin und ich lernte sie im Arabella kennen, als die neue Pool- Landschaft in der 22. Etage eingeweiht wurde. Wie wir uns kennenlernten und was danach so alles passierte, wären mindestens drei Geschichten für sich. Und das möchte ich niemandem zumuten! 😉


    „Wie mutig bist du?“ So fing Daniela an (Ich nenne sie jetzt einfach einmal Daniela, da sie ja wie gesagt noch in München ein Büro hat und arbeitet). „Du kennst mich doch, oder?“ Wir telefonierten regelmäßig, wenn ich wieder zu Hause in Neu- Isenburg war. Das Wochenende stand bevor und ich fuhr damals sehr regelmäßig von Neu- Isenburg aus nach München. Was tut man nicht alles… 😉 „Würdest du dich trauen, morgen Abend zu mir nach München zu fahren, ohne dass du auch nur ein einziges Kleidungsstück im Auto hast oder anziehst?“


    Oh! Das war natürlich schon eine neue Kategorie! Daniela hatte eine überbordende Fantasie und sie liebte ungewöhnliche Dinge. Ich dachte nur einen Moment daran, falls ich einen Verkehrsunfall haben sollte… Dann überlegte ich, wie ich von zu Hause aus denn in meinen Wagen komme. Ich wohnte damals in Neu- Isenburg in der Kirchstraße. Dies war eine kleine Seitenstraße nahezu ohne Verkehr. Dummerweise ist aber am Ende dieser Straße die Frankfurter Straße als die Hauptdurchgangsstraße durch Neu- Isenburg!


    Wir hatten Anfang Februar und die Sonne ging gegen 17 Uhr unter. Na und wenn mich jemand sieht, ist doch scheißegal! „Ist in Ordnung! Das mache ich. Ich denke, ich werde so gegen 21:30 Uhr bis 22:00 Uhr bei Dir sein.“ „Super! Ich muss gestehen, du überraschst mich jedes Mal! Ich war ganz sicher, dass du das machen wirst.“ Puh, jetzt war ich doch ein wenig aufgeregt. Ich überlegte, wie ich am besten vorgehen sollte. Einen Moment dachte ich daran, alte Klamotten anzuziehen und dann in den Forst zu fahren, um die Sachen dort zu verstecken, bis ich von München wieder zurückkomme. Aber das fand ich unehrenhaft und damit hätte ich Daniela irgendwie betrogen oder hintergangen. Und das kam für mich nicht in Frage.


    Freitagnachmittag. Scheiße! Ich war aus dem Büro gerade zu Hause angekommen und stellte fest, dass es wohl noch sehr lange dauert, bis es wirklich dunkel wird. Und was nützt mir das dann? Ich selbst würde aussehen wie ein Albino vor schwarzem Hintergrund: Außerdem wollte ich endlich losfahren! Nackt wie ich war, griff ich zu meinem Portemonnaie; (schließlich musste ich ja wenigstens Geld und Papiere mitnehmen und Daniela musste dann meinen Wagen wieder volltanken), und dann zu meinem Zündschlüssel. Der Wagen stand genau vor der Einfahrt, also so, dass die nette Frau in dem Reisebüro mich nicht sehen konnte, wenn ich in meinen Wagen einstieg. Ganz leise öffnete ich meine Wohnungstür (die Vermieterin, eine sehr nette, alte Dame, wohnte genau gegenüber) und schlich mich ebenso leise die sonst knarrende Holztreppe bis ins Erdgeschoss herunter. Vorsichtig öffnete ich die Tür zum geschlossenen Innenhof. Nein, es war niemand an den Mülltonnen. Jetzt öffnete ich ganz vorsichtig die Tür in dem Tor und schaute erst einmal nach draußen. Niemand zu sehen. Die Fenster gegenüber auf der anderen Straßenseite? Keine Ahnung, ignoriere sie! Ich schlüpfte hinaus und zog ganz leise die Tür hinter mir zu. Mit zwei schnellen Schritten war ich an meinem Wagen, schnell aufschließen und ganz schnell hineingesetzt! Puh, das ging besser, als ich dachte! In dem Moment fiel mir ein: Was mache ich denn, wenn ich zurückkomme- und mein Parkplatz ist belegt? Mir wurde ganz flau im Magen.


    Aber jetzt gab es kein Zurück mehr. Also ab auf die Autobahn! Die Fahrt verlief überraschend gut. Da ich schon um 16:30 losfuhr, kam ich natürlich auch entsprechend früher an. Ich fuhr auf die Abfahrt- und in dem Moment ging auch schon das Tor zur Tiefgarage auf. Daniela hatte mich also schon erwartet. (Mein Gott, wie ging das alles damals nur ohne Handy?)


    Mit einem großen Hallo wurde ich begrüßt. Ich gab Daniela meinen Schlüssel und bat sie im Wagen einmal nachzuschauen. Ich stand da, völlig nackt und leicht frierend. Und schließlich bestätigte Daniela, dass nicht einmal eine Decke im Auto liegt! Sie nickte anerkennend und gab mir einen Klaps auf den Po.


    Auf der Autobahn nackt zu fahren, das geht noch, erst recht dann, wenn es schon langsam dunkel wird. Keine Ahnung was sich vielleicht ein paar LKW- Fahrer gedacht haben, als ich sie noch in der Dämmerung überholte. Das kann ich einfach ausblenden. Anders ist es schon, wenn man dann durch München fährt, dort an den Ampeln steht und die Fußgänger ganz in der Nähe die Straße überqueren, oder sogar während ich noch an der roten Ampel stehe, neben mir auf dem Bürgersteig vorbeigehen! Natürlich sieht man höchstens den nackten Oberkörper. Ich weiß aber nicht, ob ich mich das heute noch einmal trauen würde: Heute muss man ja damit rechnen, dass jemand sofort die Polizei verständigt, weil ein Exhibitionist unterwegs ist! Da ich ja unter anderem Straf- und Zivilrecht unterrichte, weiß ich natürlich: Nackt Autozufahren ist nicht verboten! Man darf aber so dann natürlich nicht austeigen! Mein einziger Albtraum ist und bleibt: So in eine Polizeikontrolle zu geraten!


    Ich bin an dem Sonntag sehr spät nach Neu- Isenburg gefahren und ich machte drei Kreuze, dass mein Parkplatz unbesetzt war. Ehrlicherweise muss ich aber gestehen, dass mir Daniela von ihrem Mann einen Trainingsanzug mitgegeben hatte, für alle Fälle…

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  • Als Fußgänger kann ich sagen, dass man von den Insassen eines Autos bei Dämmerung, geschweige denn bei Dunkelheit, kaum etwas bis gar nix sehen kann.


    Und als Beifahrer weiß ich auch, dass ich als Fußgänger im Dunkeln nur zu sehen bin, wenn ich direkt im Lichtstrahl des Scheinwerfer bin. Ein gefährlicher Irrglaube der Fußgänger, Autofahrer müssten einen doch sehen.

    Aber das nur am Rande.

    Die Krise zeigt auf, was vorher bereits das Problem war!


    „Ich werde Ihre Meinung bis an mein Lebensende bekämpfen, aber ich werde mich auch mit allen Kräften dafür einsetzen, dass Sie sie haben und aussprechen dürfen.“

    (Voltaire)


    Mensch: das einzige Lebewesen, das erröten kann. Es ist aber auch das einzige was Grund dazu hat.

    (Mark Twain)



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